Wale vor Island oder Bären in Alaska: Für viele Menschen zählen Begegnungen mit wilden Tieren zu den schönsten Momenten einer Reise. Doch eigentlich muss man dafür gar nicht die heimischen Landesgrenzen verlassen!
Denn auch wenn die Fauna in Mitteleuropa vielleicht auf den ersten Blick nicht ganz so imposant ist: Die Tierwelt in Deutschland ist deutlich artenreicher als in vielen anderen Gegenden der Welt. Und sie ist überall zu finden – selbst mitten in der Großstadt. Aus diesem Grund haben wir zusammen mit unserer Blogpartnerin Fräulein Draussen einmal Tipps für die Tierbeobachtung vor der eigenen Haustüre zusammengefasst.
ZEIT MITBRINGEN
NIMM DIR AUSREICHEND ZEIT FÜR DIE TIERBEOBACHTUNG
Natürlich kann man auch bei der schnellen Joggingrunde einem Fuchs über den Weg laufen. Der wird dann aber vermutlich schnell Reißaus nehmen, sodass das Vergnügen von kurzer Dauer ist. Besser ist es, langsam und achtsam durch die Natur zu streifen und sich zwischendurch auch mal für eine längere Zeit still an einen Ort zu setzen. Wildtiere verstehen es nämlich gut, sich zu verstecken, bis die potenzielle Gefahr – was die Anwesenheit von Menschen miteinschließt – gebannt ist.
Wenn man sich für längere Zeit ruhig verhält, dabei vielleicht sogar einigermaßen gut getarnt ist, kommen die Tiere mit etwas Glück wieder aus ihren Verstecken und legen ein natürliches Verhalten an den Tag. Außerdem hat man so die Möglichkeit, in Ruhe die Umgebung zu scannen, ohne dass man sich nebenbei noch aufs Gehen konzentrieren muss. Dadurch entdeckt man ganz bestimmt so einige Wald-, Feld- und Wiesenbewohner, die man sonst verpasst hätte
ZUR RICHTIGEN ZEIT AM RICHTIGEN ORT
ACHTE AUF EINE GEEIGNETE ZEIT FÜR DEINE TIERBEOBACHTUNG
Wenn man es nicht auf eine bestimmte Tierart abgesehen hat, kann man eigentlich immer und überall losziehen, mit offenen Augen und Ohren durch die Welt marschieren und abwarten, was einem über den Weg läuft, fliegt, kriecht oder schwimmt. Prinzipiell gibt es zu jeder Tages- und Jahreszeit und an jedem Ort etwas zu entdecken. Und es müssen ja vielleicht auch nicht immer die großen Tiere sein: Mäuse, Frösche oder gar Ameisen können mindestens ebenso spannende Beobachtungsobjekte sein.
Möchte man bestimmte Tiere aufspüren, sollte man sich vorher mit der Lebensweise dieser Tiere beschäftigen. Wann sind sie besonders aktiv? In welcher Umgebung leben sie? Gibt es Laute oder Spuren, an denen man die Anwesenheit des Tieres bemerken kann?
Allgemein lässt sich sagen, dass die Dämmerung eine besonders gute Beobachtungszeit für viele Tierarten ist. Allein schon, weil es dann noch ruhig auf den Wegen und Straßen zugeht. Im Frühling sind zudem viele Wildtiere mit der Partnersuche beschäftigt und daher besonders aktiv. Außerdem ist die Vegetation zu dieser Zeit noch nicht so dicht, sodass Fell und Federn weniger gut versteckt sind.
FERNGLAS UND KAMERA
DENKE AN PASSSENDE HILFSMITTEL FÜR DEINE TIERBEOBACHTUNG
Wer öfter Wildtieren begegnet, wird schnell den Wunsch entwickeln, noch näher an die Tiere heranzukommen. Weil die Komfortzone der meisten Tiere aber größer ist als unsere Sehkraft, brauchen wir dafür Hilfsmittel.
Für allgemeine Beobachtungen eignen sich Ferngläser mit 8– und 10-facher Vergrößerung am besten, wobei man eines mit 10-facher Vergrößerung schon deutlich ruhiger halten muss. Sinnvoll ist es außerdem, ein eher kompaktes Fernglas zu wählen, das man immer dabeihaben kann, ohne großartig darüber nachzudenken. Denn mit der Wildtierbeobachtung verhält es sich sehr oft wie mit vielen anderen Dingen im Leben auch: Das Beste kommt oft dann, wenn man nicht damit rechnet.
Wer nur ein Erinnerungsfoto schießen will, kann mithilfe eines speziellen Adapters das Smartphone mit dem Fernglas verbinden und so Zoom-Aufnahmen machen. Richtig gute Fotos gelingen aber natürlich nur mit einer Kamera und einem Objektiv mit mindestens 300 mm Brennweite – eine vergleichsweise kostspielige Angelegenheit, die aber wahnsinnig viel Spaß machen kann. Neben der Technik ist auch Grundwissen zu Themen wie Blende, Verschlusszeit und Fokus bei der Wildtierfotografie essenziell.
ALLE SINNE EINSETZEN
NEHME DEINE UMGEBUNG GANZ BEWUSST WAHR
In Sachen Sinneswahrnehmung sind wir Menschen im Gegensatz zu vielen Tierarten vor allem auf unsere Augen fixiert. So sehr, dass Gehör und Geruchssinn regelrecht verkümmern, wenn wir sie nicht besonders trainieren. Letzteres ist aber durchaus möglich! Und vor allem das Hören kann beim Aufspüren von Wildtieren eine nützliche Hilfe sein. Zum Üben kann man sich zum Beispiel immer mal wieder ein paar Minuten lang mit geschlossenen Augen in die Natur setzen und zählen, wie viele verschiedene Geräusche man hört. Dann zieht beim nächsten Waldspaziergang bald schon das leise Piepen im Gebüsch oder das Knacken im Unterholz nicht mehr ungehört an einem vorbei.
AUF STADT-SAFARI
ACHTE DARAUF, WO DU DEINE TIERBEOBACHTUNG UNTERNIMMST
Nicht etwa Naturschutzgebiete oder Nationalparks gehören zu den artenreichsten Flächen in Deutschland, sondern Großstädte!
Ausgerechnet jene Orte also, die man eigentlich so gar nicht mit wilder Natur assoziiert. Viele Tiere finden dort jedoch Voraussetzungen, die ihnen in land- und forstwirtschaftlich geprägten Kulturlandschaften fehlen: Abwechslungsreiche Brut- und Nistmöglichkeiten und eine Vielzahl an Nahrungsquellen.
Andere Tierarten wiederum haben sich die Vorzüge der Stadt aktiv zunutze gemacht, indem sie zum Beispiel Abfälle als Futterquelle entdeckt haben. Und dabei gilt: Je weniger penibel gepflegt und renoviert eine Stadt ist, desto größer die Artenvielfalt. Denn in alten Häuserfassaden und ungeschnittenen Hecken lässt es sich beispielsweise besonders gut wohnen.
Wer mit offenen Augen durch die Stadt läuft, kann viel entdecken: Von der Wasseramsel bis zum Waschbären, von der Fledermaus bis zum Fuchs. Zumal die Stadttiere an Menschen gewöhnt und somit weniger scheu sind als ihre Artgenossen jenseits der Stadtgrenzen.
VERANTWORTUNGSVOLL TIERE BEOBACHTEN
ACHTE AUF DEN SCHUTZ VON TIER UND NATUR
Eigentlich selbstverständlich: Bei der Beobachtung und Fotografie von Wildtieren sollte der Schutz von Tier und Natur immer an erster Stelle stehen.
Das bedeutet zum Beispiel, keine Wege zu verlassen und Schutzzonen zu beachten. Außerdem gibt es Zeiten, zu denen Tiere besonders störungsanfällig sind. Im Winter zum Beispiel, wenn jede Flucht einen unnötigen Energieverbrauch bedeutet. Oder zur Brutzeit, wenn Tiere im schlimmsten Fall aufgrund einer Störung sogar ihren Nachwuchs verlassen können. Ein absolutes No-Go ist es auch, Tiere mit Futter anzulocken. Das gilt übrigens auch für Enten und andere Wasservögel in Parks und Gartenanlagen! Eine Ausnahme stellt die tiergerechte Fütterung von Singvögeln dar, die insbesondere im Winter, nach Meinung vieler Fachleute aber auch ganzjährig sinnvoll ist.